Herr Jakob zum Thema Beharrlichkeit

„Herr Jakob?“
„Ja?“
„Ah, Sie sind immer noch da.“
„Ja. Ich bin immer da.“
„Wenn Sie nicht gerade schlafen…“
„Na hören Sie mal. Dann bin ich natürlich auch da. Vielleicht in einem etwas anderen Sinne. Wie Sie sich dann mit mir treffen, bleibt Ihnen überlassen.“
„Ach so.“
„Ja. Sollten Sie auch Winterschlaf halten, treffen wir uns einfach auf der Allee unter der großen Kastanie.“
„Sie sind wohl nicht davon abzubringen, Winterschlaf zu halten?“
„Um Himmels willen, natürlich nicht! Wie käme ich denn dazu!“
„Nun ja, für manche könnten Sie in Ihrem Verhalten lächerlich erscheinen.“
„Das geht mir doch am … also, wissen Sie, das mag ja manchen Zeitgenossen lächerlich erscheinen oder überflüssig oder als Zeitverschwendung oder was weiß ich. Ich halte am Winterschlaf fest. Da bin ich sehr beharrlich.“
„Beharrlich?“
„Ja. Ich glaube, ich wollte das so unbedingt einmal ausprobieren, einfach im Herbst ins Bett gehen und schlafen – da habe ich gar nicht so sehr darüber nachgedacht, ob das überhaupt klappen kann. Das mag manchem ja schlicht unmöglich erscheinen, was ich getan habe und auch weiterhin tun werde.“
„Hatten Sie gar keine Zweifel?“
„Doch, Zweifel hatte ich auch. Aber tief in mir gab es dieses Gefühl, das einfach tun zu müssen und sich von nichts und niemandem davon abbringen zu lassen. Dieses Gefühl war schon sehr lange da und ist nicht mehr weggegangen. Ein sehr beharrliches Gefühl. Auch wenn sich meine Lebensumstände hin und wieder änderten – dieses Gefühl, zum Winterschlaf bestimmt zu sein, blieb. Der Zweifel daran aber auch! Da habe ich mir die Beharrlichkeit wie eine dicke alte Eiche vorgestellt. Ab und zu fliegt dort ein Specht vorbei, lässt sich nieder, und pickt auf die Eiche ein. So fühlt sich der Zweifel an. Aber überlegen Sie mal: Der Specht kommt gelegentlich vorbei und fliegt wieder weg. Die Eiche steht schon über hundert Jahre da und steht auch noch in hundert Jahren dort, Specht hin oder her.“