„Herr Jakob?“
„Ja, bitte?“
„Also, ich … Ach, ähm, warten Sie. Ich wollte … Ach nein, ich müsste noch … oder vielleicht auch nicht … Entschuldigung, jetzt habe ich meine Frage vergessen.“
„Mhm. Verzeihen Sie, wenn ich das so sage – aber Sie wirken etwas angespannt.“
„Angespannt? Ja, das kann wohl sein. Es ist alles etwas viel im Moment, ich habe da so ein wichtiges Projekt laufen und ich weiß nicht, was dabei herauskommen wird und mache mir natürlich Gedanken …“
„Gedanken, aha. Und wie machen Sie die Gedanken?“
„Äh, wie meinen Sie das?“
„Sie sagten, Sie machen sich Gedanken. Vielleicht bauen Sie ja kleine Tonfiguren in Gedankenform. Und die stellen Sie sich dann aufs Fensterbrett, um Sie auch ja immer vor Augen zu haben?“
„Natürlich nicht!“
„Ach so.“
„Nun sagen Sie doch nicht, dass Sie das nicht kennen, einmal angespannt durchs Leben zu laufen!“
„Doch, natürlich, das kenne ich auch. Sie wissen ja, dieser Wettbewerb, wo ich die Hühnerskulptur hingeschickt hatte. Jetzt wollte man sogar noch ein Foto von mir. Eine Foto! Damit danach alle Welt weiß, wie dieser Verrückte mit der Hühnerskulptur aussieht. Also bitte. Das muss doch kein Mensch wissen. Das macht mich ganz nervös. Ich bin froh, wenn das alles vorbei ist.“
„Aha. Da hätten Sie also an diesem Wettbewerb lieber doch nicht teilgenommen, habe ich Recht?“
„Aber nein! Ganz im Gegenteil! Das ist jetzt die Phase der Anspannung. So wie Sie das mit Ihrem Projekt jetzt auch erleben. Danach kommt wieder die Entspannung. Und das beste ist, dass die Entspannung fast in jedem Fall kommt, egal wie es vorher ausgeht.“
„Tatsächlich?“
„Aber natürlich! Die Anspannung löst sich, vorher gab es vielleicht noch einen Moment der Euphorie oder auch der Enttäuschung, je nachdem, und dann können Sie wieder in eine wunderbare Entspannung zurückfinden. Da machen Sie sich dann auch wieder weniger Gedanken. Sie können sich ganz dem Gefühl des Loslassens dessen widmen, was die Anspannung verursacht hat. Dann verharren Sie noch einen Moment, blicken vielleicht in den Himmel, atmen tief durch und denken an gar nichts. Wunderbar, sage ich Ihnen, einfach wunderbar.“