Herr Jakob zum Thema Heimlichkeiten

„HERR JAKOB …!“
„Psssssst …“
„Herr Jakob …?“
„Pssst, … bitte, nicht so laut …“
“ … Herr … Jakob … “
„Kommen Sie, wir gehen hier in die Ecke …“
“ … ? “
„Es muss nicht jeder mitbekommen, dass wir uns unterhalten. Bitte. “
„Ach so. Ist Ihnen das denn unangenehm?“
„Nein, überhaupt nicht. Ich unterhalte mich sehr gerne mit Ihnen. Aber manchmal ist es mir lieber, wenn es nicht gleich jeder mitbekommt. Ich kann es ja dann später erzählen.“
„Später?“
„Ja. Das ist mir manchmal sehr wichtig. Etwas erst zu tun und erst danach drüber zu reden. Also nicht schon vorher alles erzählen oder darüber reden, was ich vorhabe und warum.“
„Nicht schon vorher? Sie behalten es also lieber erst einmal für sich?“
„Genau! Ich bin dann ganz ungestört. Niemand lenkt mich ab, und ich muss niemandem Rechenschaft ablegen darüber, warum oder wozu ich eine bestimmte Sache angehe und auf welche Weise. Das ist mir manchmal sehr wichtig. Nicht immer, versteht sich. Nur dann, wenn ich für das, was ich vorhabe, einen unbedingten inneren Entschluss brauche. Wenn ich mir da ganz sicher sein will, es tun zu wollen.“
„Über Ihren Winterschlaf haben Sie auch mit niemandem vorher geredet?“
„Nein, natürlich nicht! Um Himmels willen! Wer hätte das denn geglaubt? Dass da jemand einfach im Herbst ins Bett geht und erst im Frühjahr gedenkt, wieder aufzustehen? Das glaubt doch kein Mensch! Das hätten Sie doch auch nicht geglaubt, wenn ich es Ihnen vorher erzählt hätte!“
„Hm. Vermutlich nicht.“
„Sehen Sie. Und wenn ich es allen möglichen Menschen in meiner Umgebung erzählt hätte und hätte dann nur ungläubiges Staunen und Kopfschütteln geerntet – dann hätte ich womöglich am Ende selbst nicht mehr daran geglaubt, dass ich das wirklich tun könnte. Das hätte mich womöglich so sehr verunsichert, dass ich es nicht einmal versucht hätte. Es ist doch so: Wenn Sie jemandem von etwas erzählen, dass Sie unbedingt tun möchten – wollen Sie dann nicht eigentlich von Ihrem Gegegenüber darin bestärkt werden? Und wenn dies dann gerade nicht passiert? Sie haben ja schließlich keinen Anspruch darauf, dass alle toll finden, was Sie tun wollen. Wenn Sie immer allen alles schon vorher erzählen, dann sind Sie nachher nur noch damit beschäftigt, auf die Rückmeldungen der anderen zu reagieren. Sie tun dann nichts anderes mehr, als sich über das Lob und die Ermutigung der anderen zu freuen, oder Sie verteidigen ihr Vorhaben, womöglich wundern Sie sich, warum nicht alle es toll finden, und dann versuchen Sie, auch noch den letzten Zweifler zu überzeugen, dass es aber doch getan werden muss.
Und das ist ja der eigentliche Humbug! Dass Sie eine Sache dann nicht mehr tun, weil Sie sie unbedingt tun wollen – sondern dass Sie sie am Ende nur noch tun, um anderen damit etwas zu beweisen, deren Erwartungen zu erfüllen oder sie wie dumme Tölpel dastehen zu lassen, weil die nicht daran geglaubt haben. Vergessen Sie das! Wenn Sie meinen, dass Sie etwas tun müssen, dann tun Sie es. Erst wenn Sie dabei sind, es tatsächlich zu tun oder bereits getan haben – dann reden Sie drüber!“