„Herr Jakob?“
„Ach.“
„Ach?“
„Ach.“
„Sie sind aber wieder wach?“
„Ach, wach.“
„Herr Jakob, glücklich sehen Sie so mittem im Sommer und lange nach Ihrem Winterschlaf nicht gerade aus.“
„Ich hatte Alpträume, das können Sie sich gar nicht vorstellen! Panzer rollten, Geschütze donnerten, Häuser stürzten zusammen, und, ach, das wollen Sie alles gar nicht wissen!“
„Sie haben vom Krieg geträumt?“
„Schrecklich!“
„Und als Sie dann aufwachten …“
„Furchtbar, Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie realistisch man vom Krieg träumen kann. Dabei habe ich nie einen erlebt! Aber irgendwo sitzt er mir scheinbar in den Genen.“
„Und jetzt noch die Gaskrise, die Inflation, womöglich droht eine Rezession …“
„Ich will es gar nicht wissen. Ich gehe wieder ins Bett!“
„Europa versinkt im Krieg und Sie gehen ins Bett? Herr Jakob!“
„Ja, glauben Sie denn, es gäbe eine staatsbürgerliche Pflicht, wach zu bleiben?“
„Ja! Wenigstens jetzt müssen doch auch Sie …, also, auch Sie müssen doch solche Zeiten ernst nehmen. Sie können sich doch nicht allem durch Schlafen entziehen! Und noch dazu im Sommer!“
„Träumen, mein Lieber! Träumen ist die erste Bürgerpflicht!“
„Träumen? Das ist nicht Ihr Ernst!“
„Das ist mein voller Ernst. Träumen Sie von Panzern aus Schokolade, die Sie einfach aufessen können, ein Happs, und schon ist der Geschützturm ab!“
„Ja, wenn das so einfach wäre! Als ob dann auch der Feind die Schokoladenpanzer rollen lassen würde und nicht die echten, die Menschen töten und verstümmeln, und in denen Menschen verbrennen und … ach, das will man gar nicht wissen!“
„Und von Maschinengewehren aus Marzipan!“
„Ach, Herr Jakob, manchmal glaube ich, Ihnen ist wirklich nicht zu helfen!“
„Aber Sie müssen mir doch auch nicht ständig helfen wollen! Helfen Sie sich selbst! Träumen Sie!“